Mittwoch, 14. Juli 2010

Albanien: Tirana - Chaotisch, laut und dreckig - aber trotzdem einen Besuch wert...

Am Montag sind wir von Ohrid (Mazedonien) in Richtung Tirana aufgebrochen. Und gleich nach der Grenze konnten wir erkennen, dass wir wirklich in einem ganz anderen Land sind. Albanien war ja in den letzten Jahren von der ganzen Welt isoliert und abgeschottet. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg war das Land in einem Bündnis mit Russland, brach dieses aber dann ab und wandte sich in Richtung China. Aber auch dieses Bündnis lief aus und so stand das Land schlussendlich dann in der Isolation und wurde von Enver Hoxha als Volksrepublik (Kommunismus) geführt. Sämtliches Eigentum wurde verstaatlicht und somit zum Eigentum des gesamten Staates. Erst in den letzen Jahren öffnet sich das Land in Richtung freie Marktwirtschaft, aber dieser Transformationsprozess macht nach wie vor großen Schaden an der Wirtschaft und Umwelt des Landes. Wahnsinn, wie die Politik eines Landes das Land in den Ruin treiben kann.

Gleich nach der Grenze fielen uns folgende drei Dinge auf: Autowäschen, Bunker und Polizisten. Vor allem Kinder stehen am Straßenrand und bieten "Lavazah" = Autowäsche an. Wir haben teilweise wirklich alle 20m einen Autowäscher gesehen. Vor allem im Grenzgebiet sind dann auch die ominösen "Bunker" zu sehen.

Unter der Herrschaft von Hoxha wurden in Albanien über 700.000 Ein - Mann - Bunker errichtet um einer vermeintlichen Invasion aus dem Ausland stand zu halten. Ein Bunker besteht aus 6t Stahl und Beton und der Konstrukteur dieser Bunker musste bei Angobotslegung sogar selber beweisen, dass die Bunker einem Raketenangriff stand hielten. Darum verkroch er sich in einem seiner Bunker und ließ sich bombardieren. Kurzum, er hat es überlebt (wahrscheinlich mit ein bisschen Kopfweh und Tinnitus) und die Bunker wurden gebaut. Tja, da diese Bunker aber unkaputtbar sind können sie auch nicht entfernt werden und stehen halt jetzt in der Landschaft herum...

Zum Thema Polizisten und Sicherheit: Allgemein hatten wir ja kein so gutes Gefühl zwecks Sicherheit in Albanien und halt die gewissen Vorurteile gegenüber dem Land und den Menschen hier. Darum haben wir etwas recherchiert und waren ganz überrascht, dass die Kriminalitätsrate in Albanien erstaunlich gering ist (geringer als in manchen westlichen Ländern). An einer geringen Aufklärungsquote kann das auch nicht liegen, weil hier gibt es sooo viele Polizisten, echt wahnsinn. Alleine auf dem Weg von der Grenze bis Tirana (150 km) sind wir 5 Polizeistreifen begegnet und auch in Tirana waren sie allgegenwärtig. Die ersten haben uns natürlich gleich aufgehalten, uns aber irrsinnig freundlich begrüßt und sich gefreut, dass wir Österreicher sind und uns darauf hingewiesen, dass man das Licht am Tag einschalten muss ;-)

Danach ging es weiter über ewig viele Bergstraßen und hinter vielen, vielen stinkenden Fahrzeugen nach (v.a. alte Mercedes, scheinbar unkaputtbare Autos). Unser Golf ist hier schon fast ein topmodernes Auto. Die Hauptverkehrsstraßen sind erstaunlicherweise auch in Ordnung und sehr gut befahrbar. Unsere Fahrt führte uns über 30km auf einem Berggrat entlang. Echt cool, die haben die Straße total auf die Berggipfel gebaut und wir hatten die ganze Zeit eine wirklich tolle Aussicht.

Interessant sind viele, viele halbfertige Häuser, die überall in der Gegend herumstehen. Entweder sie schauen gar nicht bewohnt aus, oder nur ein Stock von mehreren ist ausgebaut. Wir glauben, dass das eine Folge der Pyramidengeschäfte (in denen auch die Regierung verwickelt war) aus dem Jahr 1996 ist. Hierbei verloren fast die gesamten Albanier ihr gesamtes Vermögenen, dass sie sich erspart hatten. Wieder mal ein heftiger Rückschlag für das Land.

Am Nachmittag sind wir dann in Tirana, der Hauptstadt Albaniens, angekommen. Schon im Reiseführer stand, dass man verrückt sein muss, wenn man mit dem Auto nach Tirana fährt - aber no risk no fun - wir sind trotzdem reingefahren. Und Verkehrsregeln gibt es in Tirana (und auch ganz Albanien) nicht wirklich. Eine rote Ampel ist hier quasi Dekoration, man fährt trotzdem. Verkehrsstreifen oder Gehwege gibt es nicht, man fährt irgendwie. Vorrang hat der, der fährt. Oder zuerst hupt. Überhaupt ist die Hupe das wichtigste Teil am Auto. Man hupt, wenn man in eine Kreuzung fährt. Man hupt, wenn man überholt. Man hupt, wenn man wen grüßt. Man hupt, damit man ausprobiert ob die Hupe noch geht. Schlicht, man hupt einfach immer. Die ganze Stadt ist ein einziges Hupkonzert. Mit der Zeit haben wir uns aber dran gewöhnt und freundlich mitgehupt. Quasi zum Zwecke der Integration.

Tirana ist ansonsten ziemlich laut, ziemlich dreckig und sehr hektisch. Aja, und wirklich, wirklich heiß (aber da brauchen wir euch daheim ja grad nix erzählen ;-)). Insgesamt ist es aber doch sehr interessant eine europäische Stadt zu sehen, die man eher in Indien vermuten würde. Hier ein paar Eindrücke von der Stadt:

Oben sieht man ein Minarett, weil die Mehrheit der Albaner muslimisch ist. Da Religion aber während des Kommunismus verboten war gibt es auch sehr viele Atheisten. Unten sieht man den Park in der Mitte der Stadt, mit unzähligen bunten Parkbänken. Hier trifft sich am Abend Jung und Alt und der Park ist gerammelt voll mit Leuten, die sich freundlich unterhalten. Und überall gibt es die verschiedensten Sachen zu kaufen (u.a. auch Getränke aus Kühlboxen...). Dass es am Abend so zugeht, hat uns sehr imponiert und auch getaugt. Sehr südländisch und sehr gemütlich.

Überall in ganz Tirana gibt es Verkaufsstände, vor allem für Obst und Gemüse. Teilweise sitzt eine alte Frau dort und hat ein paar Melonen zu verkaufen. Oder auch allen anderen Kram kann man erwerben (Taschentücher, Kaugummis, Zigaretten, Spielzeug....). Am Abend verwandeln sich die Straßen in Tirana auch in einen Catwalk. Kaum zu glauben, wie die Mädls (und auch Burschen) aufgetackelt sind, wenn sie auf einen Kaffee gehen.

Tirana hat uns insgesamt sehr imponiert, aber ein Tag in der Hektik war dann auch genug ;-)

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